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Windischgarstner Niglo-Umzug

Gesellschaftliche Praktiken in Oberösterreich, aufgenommen 2011

 

Der Niglo-Umzug am Vorabend des Nikolaustages (6. Dezember) bildet einen jährlichen Fixpunkt der Adventzeit in Windischgarsten. Er besteht aus ungefähr 30 Personen: dem Nachtwächter, dem Nigloherrn (ein Herr in städtischer Bekleidung) und der Niglofrau (eine jüngere Frau mit weißem Kleid und Krone), mehreren Nigeln (in Pelz gehüllte Krampusse mit Larven, um den Körper Schellen und Birkenruten tragend), mehreren Engeln, dem Teufel, dem Heiligen Nikolaus und verschiedenen Nebenfiguren.

Die bunte Gesellschaft versammelt sich beim Heimathaus und zieht dann durch den Markt in den Rathaushof, wo sich die Figuren auf der Bühne präsentieren und der Nigloherr und der Nikolaus je ein Gedicht vortragen. Zum Abschluss erhalten die anwesenden Kinder ein kleines Geschenk. Der Niglo-Umzug ist Teil des Kulturerbes von Windischgarsten und wird in dieser Form nur dort praktiziert. Im Gegensatz zu anderen Krampus- und Perchtenläufen wird beim Niglo-Umzug das Gute in der Person des Heiligen Nikolaus und nicht das Teuflische in den Vordergrund gestellt. Getragen wird der Brauch vom örtlichen Trachtenverein. Jedes Jahr nehmen mehr als 30 Personen aller Altersstufen teil, die die verschiedenen Gestalten darstellen. Das mit dem Niglo-Umzug verbundene Wissen wird mündlich und praktisch von Generation zu Generation tradiert und so lebendig erhalten.
Erstmals schriftlich dokumentiert wurde der Brauch des Niglo-Umzugs vor rund 150 Jahren. 1958 erfolgte eine Neugestaltung der Tradition. Während die Gestalten früher in „Passen“ von Haus zu Haus zogen, wird der Umzug seit damals vom Trachtenverein für die Öffentlichkeit im Markt von Windischgarsten durchgeführt. Seit 2000 wird der Umzug jährlich abgehalten, davor nur alle zwei Jahre.
Da sich diverse Krampusveranstaltungen auch bei der Windischgarstner Jugend zunehmender Beliebtheit erfreuen, wird befürchtet, dass der Brauch des Niglo-Umzugs durch diese wilden, Furcht erregenden Umzüge mit Eventcharakter verdrängt werden könnte.

Antragsteller: Jörg Strohmann i.V. Obmann des Heimat- und Museumsvereins Windischgarsten, beauftragtes Mitglied des Trachtenvereins d’Garstnertaler

 

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